Blog von WoMo Touren mit Toms Hütte (Schottland 2016)


WoMo Tour Frühjahr 2016 nach Schottland

Reisebericht einer WoMo Tour durch Schottland

 

Die Reiseroute führte von München über Luxemburg, Frankreich und Belgien zum Ärmelkanal, nach der Überfahrt mit der Fähre weiter über Canterbury, Cambridge und York zur Nordseeküste nach Bridlington.

Nach dem Überqueren der schottischen Grenze über Edinburgh in den Loch Lomond National Park, dann weiter über die Highlands zum Loch Ness und auf die Isle of Skye. Zum Ende der Reise an der Atlantikküste Wester Ross und Sunderland Richtung Norden, durch die Hochmoore bis an die Nordspitze Schottlands bei den Orkney Islands und schliesslich über Inverness, Edinburgh und Nottingham zurück nach Dover.

 

Auf der 24-tägigen Reise wurden fast ausschliesslich freie Übernachtungsplätze angesteuert - insbesondere in Schottland finden sich wunderbar ruhige Plätze in der freien Natur. Einige der schönsten Plätze sind im Reisebericht näher benannt.

Route

Die Anreise von München führte über Luxemburg (Übernachtung Parkplatz Echternach) durch die französischen Ardennen (Sedan) und Belgien Richtung Calais (Übernachtung WoMo Stellplatz in Watten).

 

Nach der Fährenüberfahrt folgten Besichtigungen von Canterbury, Cambridge und York bis zum eigentlichen Beginn der Schottlandreise an der Nordseeküste (Campingplatz bei Bridlington).

 

Schwerpunkt der Reise waren die Highlands und die Küste um den Loch Lomond National Park, die Isle of Skye sowie die nördlicheren Highlands und die Atlantikküste.

Orte

Die wesentlichen Orte der Schottlandreise:

  • Edinburgh (Altstadt, Burg, Weberei)
  • Loch Lomond National Park
  • Oban (Argyll und Lorn)
  • Glasgow
  • Inverness
  • Loch Ness
  • Isle of Skye (4 Tage)
  • Redpoint (Wester Ross)
  • Kinlochbervie (Sunderland)
  • Melvich (Nordküste bei den Orkney Islands)
  • Helmsdale (Nordsee)

Leute

In der Reisezeit vor Pfingsten (Anfang bis Mitte Mai) waren kaum Touristen unterwegs.

Es waren nahezu ausschließlich Backpacker und Wanderer, einige wenige Camper.

 

In den größeren Städten wie Edinburgh spürt man das studentisch junge pulsierende Leben, während in den Highlands und an der Küste noch richtig Ruhe herrscht.

 

Nach Pfingsten beginnt dann die Reisesaison und die Zahl der Wohnmobile (auch aus Deutschland) nimmt deutlich zu.

 


Reiseeindrücke

Ziel der ersten Tagesetappe war Luxemburg (irgendwo muss man ja noch günstig Diesel tanken). Diesmal nicht Luxemburg selbst sondern der schöne Ort Echternach an der Wolfsschlucht. Auf dem Parkplatz am Stadtrand war es sehr ruhig und das Übernachten dort ist kein Problem.

Wer eine schöne Wanderung machen möchte, dem sei die Wolfsschlucht sehr empfohlen - wir mussten die Tour wegen des Fährtermins aufs nächste Mal verschieben.

Aber die Altstadt am Abend hat auch ihren besonderen Reiz.

Die Anreise nach Calais wollten wir nicht nur über die belgischen Autobahnen abspulen. Deshalb suchten wir eine Tour von Luxemburg nach Frankreich über Sedan in den Ardennen, über einige Route National (RN) und kleinere Landstraßen an der belgischen Grenze entlang und dann über Charleroi und Mons (Belgien), Lille nach Watten (WoMo Übernachtungsplatz in Frankreich).

 

Wir hatten vorher nie etwas von "La Petite  Flandre" gehört - sehr eindrucksvoll! Plötzlich erhebt sich ein gar nicht so kleiner Hügel, ein wunderschönes Städtchen, und mit einem Schlag fühlt man sich mitten in den Niederlanden.

 

Die Windmühle ist ein echter Hingucker - besonders wenn man es sich auf der Wiese und den Bänken in der Maisonne zu einem Picknick bequem machen kann.

 

 

 

 

Wir haben jetzt insgesamt 4-mal den Ärmelkanal auf der Fähre zwischen Calais und Dover überquert: Jedesmal Sonnenschein, ruhige See meistens Sicht über den gesamten Kanal hinweg - wir können uns nicht beschweren ...

 

Allerdings ist eine Anreise von Amsterdam über Newcastle nach Schottland durchaus eine gute Alternative, wenn man die lange Anfahrt über England abkürzen möchte und lieber auf Deck einen Tag ausspannt.

 

 

Erste Übernachtung auf der Insel war in Canterbury (P+R, empfehlenswert - für 5 GBP hat man für 24h einen Übernachtungsplatz mit kostenlosem Busticket in die Innenstadt). Weiter zum Nordeseebad Whitstable, nach Cambridge, York und dann nach Bridlington (Campingplatz auf einer Schaf-Farm).

 

Der Platz auf der Wold Farm in Bridlington ist einfach aber sehr sauber und zweckmäßig (kleines Sanitärhaus, Warmwasser, Chemietoilette, Wasser und Entsorgung), Strom nach Bedarf.

 

Für 12 GBP (ohne Strom) hat man als Gegenleistung einen frei wählbaren Stellplatz auf der Wiese, Schafe die am Morgen das Wecken übernehmen, einen herrlichen Sonnenaufgang an der Weide, und einen Rundweg an den Klippen zum Beobachten brütender Seevögel: Möven, Tordalken, Lummen und Papageientaucher.

 

Die Nordseeküste der Grafschaften York, Durham und Northumberland ist sehr ursprünglich und voller Naturschönheiten.

Auf der A165, A171 und A1 gelangt man zügig aber trotzdem mit einem echten Eindruck des Landes, der Natur und der Orte nach Edinburgh.

 

Bei Hexham kann man ansehnliche Reste des Hadrians Wall besichtigen und über die Cheviot Hills erreicht man dann die schottische Grenze.

 

 

Insbesondere in England, aber auch um die Großstädte wie Edinburgh und Glasgow ist es nicht ganz einfach einen freien Wohnmobilstellplatz in der Natur zu finden. Auch einschlägige Wohnmobilführer und Apps sind nicht wirklich sehr hilfreich.

 

Um Edinburgh haben wir gut eine Stunde nach einem ruhigen Plätzchen gesucht und sind schließlich an einer kleinen Seitenstraße in der Nähe der A1 fündig geworden.

 

Der Platz lag völlig versteckt auf einem kleinen Teerstück an einer Feldeinfahrt romantisch zwischen den Hecken und blühenden Kirschbäumen.

 

Die Besichtigung von Edinburgh ist auf alle Fälle ein bis zwei Tage wert: Die Burg hoch über der Stadt, eine Stoffweberei gleich nebenan mit einer kleinen Ausstellung über den Kilt, und die Altstadt mit ihrem pulsierenden studentischen Leben und den Parks sind bei Sonne ein echter Genuss und sehr sehenswert.

 

Erstes Hauptreiseziel in Schottland war der Loch Lomond National Park als Zugangspunkt zu den Highlands rund um den Argyll Forest Park.

Von Edinburgh ging die Fahrt über Stirling zum Loch Lomond. Freies Übernachten ist im Nationalpark nicht möglich ("no overnight parking" - anywhere). Nach gemütlicher Fahrt am Seeufer entlang landet man schließlich in Helensburgh. An einem kleinen Stausee am Rand der Stadt und knapp außerhalb des Nationalparks findet sich ein kleiner Parkplatz direkt am Wasser, auf dem man problemlos über Nacht parken kann.

 

Eine kleine Bildergalerie rund um den Loch Lomond National Park.

 

 

Der Argyll Forest Park zwischen Helensburg und Oban ist ein sehr schönes Wandergebiet, gut erreichbar und voller Naturschönheit - wenn auch auf weiten Strecken "single road track"; zumindest auf den kleineren Nebenstraßen. Aber an die "single raod tracks" muss man sich ohnehin gewöhnen ...

 

Die Tierwelt bietet neben den schottischen Hochlandrindern viele Vogelarten: Ein Fasan meinte sich fast 1 Stunde für Posen gleich neben dem Wohnmobil für uns Zeit nehmen zu müssen.

Von Oban aus ging es zunächst zurück nach Glasgow, am Westufer des Loch Lomond entlang. Hier herrscht relativ viel Verkehr auf manchmal engen Straßen, teils auch Schwerlastverkehr und natürlich Busse. Für schottische Verhältnisse wird hier auch flottes Tempo gefahren und als WoMo Lenker steht man in engen Kurven manchmal ganz plötzlich vor brenzlichen Situationen.

 

Nach einer Übernachtung in Glasgow auf dem dortigen Campingplatz (einer der wenigen) zur "Resozialisierung" und zum Auffüllen der Vorräte ging die Reise über Stirling, Perth durch die Highlands in die Region um Inverness in die Ruhe und Abgeschiedenheit (Übernachtung abseits).

 

In der Gegend um Loch Ness herrscht natürlich mehr touristischer Trubel, den wir aber schnell wieder hinter uns lassen und Fahrt aufnehmen in Richtung Isle of Skye.

 

Auf der A887 und A87 überquert man die North West Highlands auf einer sehr reizvollen Strecke durch blühende Täler und in Pastellfarben verzauberte Moore.

 

 

 

 

Dann erreicht man Portree auf der Isle of Skye und wähnt sich ein wenig in Cinque Terre an der Riviera Italiens.

 

Dann folgt eine knappe Woche Insel-Erkundung:

  • Oldman Storr, Leatfalls und Kilt Rock
  • zur Nordspitze der Insel bei Duntum
  • zum Hafen Uig (Fähre zu den Hebriden)
  • Waternish Point und Dunvegan Head (NW-Spitze)
  • Talisker Destillery (Auffüllen Whiskey-Vorrat)
  • Bucht von Glenbrittle (Zugang zum Wandergebiet der  Cuillin Hills und schöne einsame Sandbucht)

 

Eine besondere Attraktion ist in Stein an Loch Bay zu finden: Wunderschön gegerbte Schaffelle jeder Größe und Couleur, von Kurzhaar bis flauschig, von weiss über braun bis tiefschwarz, als Naturfell, Teppich oder Decke, vom Babyschühchen bis zum Babyfell.

Genaueres unter http://britlog.at/skyeskyns-das-schottische-schaf-furs-zuhause/

 

 

Nach heftigen Regenfällen sind die Bäche aus den Cuillin Hills sehr wasserreich.

 

Nach dem Verlassen der Isle of Skye geht es weiter Richtung Norden, auf kleinen engen Straßen immer der Küste entlang.

 

Über Lochcarron, Ardarroch, Shieldaig, Kinlochewe und Kerrysdale zum Endpunkt der Straße in Redpoint - einem absoluten Höhepunkt der Reise!

 

 

 

Auf der Fahrt an Loch Carron entlang wähnt man sich urplötzlich im Urwald: Mamutbäume an der Einfahrt eines Anwesens, meterhohe Rhododendren in alle Farben.

 

Daneben auf dem kleinen Parkplatz Überbleibsel der Revonierung - ein Stilleben und Idyll.

 

Redpoint!

 

Der Endpunkt einer Sackstraße - ein Juwel der Natur!

 

Eigentlich parken wir hier nur über Nacht, weil uns ein anderes, älteres WoMo-Ehepaar um nächtlichen "Begleitschutz" gebeten hat ...

 

Die Sonne geht hier im Mai etwa um 22 Uhr unter, selbst um Mitternacht ist der Himmel noch ein Farbenspiel.

 

 

 

Man verlässt Redpoint in Richtung Gairloch - der nächste Zauber einer Landschaft!

 

Auf der engen aber sehr reizvollen A832 an der Küste entlang reiht sich ein Aussichtspunkt an den anderen bis nach Ullapool, einem kleinen Hafenstädtchen.

 

Die Tagesetappe führt auf winzigen meist einspurigen Sträßchen mit bis zu 25% Steigung hinauf nach Kinlochbervie, dem Nordwestzipfel Schottlands.

 

In Kinlochbervie - ganz am Ende der Sackstrasse - findet man nach einen Weidegitter eine Wiese an der kleinen Sandbucht. Dort stehen schon ein paar Zelte ein Bus und ein weiteres WoMo.

 

Aus einer kleinen Panne (bleiben auf der Moorwiese stecken) werden wir von den anderen Wildcampern befreit und bedanken uns mit einem bayrischen Franziskaner Weißbier (europäische Völkerverständigung) bei unserem englischen Helfer.

Der Tipp des freundlichen Helfers vom Vorabend führt auf der kleinen Küstenstraße zurück zum Stoer Lighthouse zum (erfolglosen) Whale Watching. Herrliche Sonne und Spaghetti entschädigen bei weitem, bevor die Reise durch die North West Highlands über Culrain, Lairg, Crask Inn (auf der Schottlandkarte verzeichneter Ort  bestehend aus 2 Häusern!) durch das nicht enden wollende Hochmoor nach Tongue an der Nordküste Schottlands führt. Die Tagesetappe führt dort an der Küste entlang nach Melvich mit einem ahnenden Blick über das dunstige Meer zu den Orkney Islands und durch das Hochmoor weiter nach Helmsdale an der Nordsee. Von insgesamt etwa 400 km legt man auf dieser Route etwa 75% auf "single road tracks" zurück!

 

Von Helmsdale aus beginnt die viertägige Rückreise über Inverness, Edinburgh und Nottingham (Übernachtung in Sherwood Forest bei Robin Hood), Cambridge (aufsammeln der Tochter und ihres Freundes zwecks Umzug nach München), Dover/Calais und Dinant/Maas in Belgien - der Stadt des Saxophons.

 

Beeindruckend der Bau der neuen Brücke über die Nordseebucht in Edinburgh.

 

Bayern empfängt uns schließlich bei Regenwetter, aber zum Abschluss noch mit einem schönen Regenbogen.

Insgesamt liegen damit in 24 Tagen knapp 6.500 km hinter uns - eine Reise in eine Land, das wir uns so gar nicht vorgestellt hatten: Einem sehr abwechslungsreichen Land - von Meer, Bergen der Highlands, erloschenen Vulkanen, schönen Hafenorten, einem Spiel der Farben, der Wolken und des Wetters, urwaldähnlichen Tälern, einer Blütenpracht des Ginsters und der Rhododendren, einsamen Sandbuchten und Dünen, Unmengen von Schafen verscheidenster Art, Herden von Hirschen, Seevögeln, Adlern und insgesamt einfach einer atemberaufender Natur.

 

Bei den insgesamt 23 Übernachtungen haben wir nur 3 Campingplätze aufgesucht. Der Rest verteilte sich auf wenige Parkplätze und viele viele wunderschöne Übernachtungstellen in der freien Natur.

 

Der Höhepunkt dabei war sicher Redpoint am Ende des Loch Torridon, mit Blick auf die Hebriden.

Einer der WoMo-Übernachtungsplätze - hier in Watten bei der Anreise.

 

Der Campingplatz in Bridlington auf der Wold Farm in der Grafschaft Yorkshire.

 

 

 

 

 

 

Übernachtung am Sandstrand von Kinlochbervie


Zum Abschluss für Schottland-Interessierte WoMo Reisende eine Auswahl der freien Übernachtungsplätze, die auf dieser Reise gefunden wurden.

Insgesamt ist es sowohl in England, als auch um die Großstädte wie Edinburgh oder Glasgow nicht ganz einfach Stellplätze zu finden. Auch die einschlägigen Stellplatzführer sind recht spärlich.

In England ist das freie Übernachten nicht erlaubt, auch auf P+R Plätzen ist in der Regel kein "overnight parking" möglich (Ausnahme zum Beispiel Canterbury).

Schottland dagegen ist hier wesentlich camping-freundlicher. Überall wo Campen nicht ausdrücklich verboten ist, kann sich seinen Stellplatz abseits der Orte suchen, oftmals wird in freier Natur gezeltet.

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